Samstag, 30. April 2016
Düt un dat ... mit Bildern

So sah es heute (gestern) morgen gegen 6°° aus, als ich aus dem Haus ging. Irgendwie ja richtig toll, weshalb ich die cam schnappte, dies Photo schoss und dann meinem Hund bis zur Auffahrt folgte, um von dort aus um die "Garage" herumzuknipsen. Wenn nur diese doofen Mühlen nicht jedes Panorama zu Einheitsbrei machen würden, dann hätte ich noch mehr Spaß an den Aussichten hier rundum.

Letzten Sonnabend war ich nicht nur zu Penny wie jede Woche, sondern ich bin auch noch auf Beschaffe gewesen, was keineswegs jede Woche passiert (Liegt aber nur an der ewig knappen Kohle), sondern als Teil meines aktuellen "Frühlingserwachens", das dieses Jahr hoffentlich nicht so von Abwärtsdrift beeinträchtigt ist, wie es die letzten Jahre ätzenderweise der Fall war.
Letztes Jahr hatte ich um diese Zeit einen HB-Wert von unter 7 und konnte kaum noch meinen Einkauf schaffen. Das Schmöken schmeckte auch nicht mehr, und das ist immer ein schlechtes Zeichen.
Na ja, das ist dies Jahr Alles deutlich besser. Hummeln im Mors hatte ich schon lange lange nicht mehr. So war ich denn halt mal "zum Vergnügen" unterwegs und kam auch gleich in den Sog "Willst du nicht mit zu C.? Wir wollen Musik machen... kannst auch jederzeit abdampfen." Und das war das Stichwort. Denn irgendwo zu sitzen, die Kräfte schwinden zu spüren aber aus Höflichkeit ne Durchhalteprobe bestehen zu müssen, war mir jahrelang Grund genug gewesen, abends das Haus überhaupt nicht zu verlassen... ist ja auch immer die billigste Lösung.
So fuhr ich mit zu C., den ich ebenfalls seit Jahren nicht gesehen geschweige denn besucht hatte. Dabei kennen wir uns schon fast ein halbes Jahrhundert und hatten viele lustige Sitzungen sowie sonstigen Spaß in der Zeit. Er freute sich dann auch über meinen Besuch, kommt er selbst auch nicht herum, da er ebenfalls keine Kohle und seit ein paar Jahren kein Auto hat. Er ist unter die Fahrradfahrer gegangen, was einen dann ziemlich ans Dorf fesselt. In seinem Dorf gibt es sogar mehrere Einkaufsmöglichkeiten, wohingegen mein Dorfkaufmann letztes Jahr seine Pforten schloss bzw wurde der Laden zum Getränkemarkt degradiert (umsatz- und kostenmäßig wohl eher hochgestuft), sodass ich jetzt in die Nachbardörfer ausweichen muss, wenn ich nicht in die Metropole will.

Bei C. trudelten noch ein paar Leute ein, bis wir letztendlich zu sechst dort saßen und n netten Schnack abhielten. Eigentlich sollte noch ein Drummer kommen, und dann wäre es wahrscheinlich recht laut geworden. Er kam aber nicht, weshalb es bei relativ leiser Gitarrenmusik blieb, und Gespräche noch machbar waren.
Der denkwürdigste Aspekt des Abends dürfte gewesen sein, dass ich zwei Leute kennen gelernt habe, was seit wirklich langer Zeit nicht mehr passiert ist. Mir fielen dann die wilden 70er und die verrückten 80er ein, als es irgendwie normal war, bei jedem mal Ausgehen mindestens einer bis dato unbekannten Person so nahe zu kommen, dass man sich danach dann bei Begegnungen grüßte, nen Schnack hielt und eventuell ne lange Pfeife rauchte.
Aber da waren wir auch viele Leute, so pro Jahrgang und davon mehrere, die Babyboomer halt.
Jetzt sind wir nicht mehr so viele, wir Babyboomer. Das ist ja tatsächlich gar nicht so einfach, steinalt zu werden. Als ich Anfang zwanzig war habe ich mal entsetzlich abfällig über irgendwelche Alten abgelästert, so richtig dumm&übel. Ein weiser Freund rief mich zur Ordnung und wies mich darauf hin, dass ja lange nicht jeder alt würde. Irgendwie scheine es ja doch ne Leistung zu sein, alt zu werden, auch wenn sich nicht konkret sagen ließe, worin "der Trick" denn nun bestünde. Das Ergebnis könne einem ruhig etwas Respekt abnötigen.
Da der weise Freund ein Hero von mir war, nahm ich mir den Hinweis sehr zu Herzen, was mir dann mittelfristig auch einen guten Draht zu älteren Semestern verschaffte. Und das wiederum brachte und bringt Informationen, die interessante Vergleichsmöglichkeiten mit den zeitgenössischen Entsprechungen eröffnen.
Wie wurden Häuser gebaut? Wie wurde Landwirtschaft betrieben? Was war wichtig und warum? Worüber wurde sich gefreut? All solche Sachen werden einem erzählt, wenn man auf nen Alten trifft, der genügend openminded ist, um sich Löcher in den Bauch fragen zu lassen.
Auf diese Weise habe ich einen ziemlichen Haufen an Döntjes erzählt bekommen, die es teilweise durchaus wert sind, hier im digitalen Wohnzimmer mal erzählt zu werden. Das ist eine meiner Motivationen, weshalb ich unter die Blogger gegangen bin.

Eine weitere ist die Bewältigung von bewusst erlebter Vereinsamung. So ist das also mit dem sturmfrei für immer, sonst kannte ich das nur aus dem Fernsehen. Immerhin ist das Phänomen ja nicht ganz neu. Dank hartz4 und den erbärmlich niedrigen Regelsätzen kümmert sich jedenfalls das Gesetz um eine Eskalation der Missstände. Ist doch super für ein System mit Gleicheitsgrundsatz :-)

Nun habe ich doch tatsächlich noch nach Mitternacht Besuch bekommen... von wegen Vereinsamung :-)
Ein Kumpel meines Jüngsten, der noch ab&an hier reinschaut, und mich manchmal als Fahrer in der Not anruft. Warum er nicht zum ersten Mal highend-breit zu mir raus torkelt, ist mir irgendwie ein Rätsel. Nach ein paar Stunden Schlaf-Yoga im Sessel zappelt er dann wieder ab. Naja, die Zigarettenlänge Schnack war ja ganz nett, ist schon OK so :-)
immerhin freue ich mich meistens wie ein Schneekönig, wenn ich ihn durch die Gegend kutschen darf. Meine nützlichen Momente, die mir viel bedeuten. Denn das ist ja noch son Alteisenproblem, diese verdammte Nutzlosigkeit, die -so jedenfalls mein Eindruck- weniger einen Tatbestand darstellt als eine Behauptung. Schafft man es, den Blick vom Geschäftsmodell eines Menschen wieder auf den Menschen selbst zu fokussieren, dann wird eigentlich schnell klar, dass mit den aktuellen Konstellationen kein Blumentopf zu gewinnen ist.

Die doofe allumfassende Effizienzoptimierung erschwert das Zusammenleben großflächig. Sparen heißt ja nicht mehr, dass man etwas, das über ist, für spätere Verwendung beiseite legt, sondern heute heißt Sparen, weniger Leben zu ermöglichen, um die daraus erwachsenden Kosten zu vermeiden.
Dummerweise kostet das Leben immer, hm... was macht man da nur?

Erstmal Augenschonung ;-)

PS: Im Kommentarbereich ist ein kleiner Gartenrundgang photographisch dargestellt. N' Haufen Gesabbel gibt's draufzu :-)

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Was ohne Geld machen,hhmm tausend Dinge sind da möglich. Sie haben ja schon Musik und Natur.
Allerdings stören die Mühlen schon etwas vor allem sind nicht wirklich grün. Am Deich (Fluss) entlang fahren, mache ich jetzt erstmal. Dann geh ich einen Banker besuchen und lasse mir mal zeigen wie Geld wächst - danach wenn der mag zeig ich ihm die Magie der Petersilie...
Es gibt immer was zu tun - pflanzen wirs an..
Grüsse und gewinnen sie einen Blumentopf

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Von den tausend Beschäftigungsmöglichkeiten können geschätzte neunhundertsiebenundneunzig gestrichen werden, weil sie schicksalhafterweise außerhalb meiner Handlungsreichweite liegen. Ich bin eher so der Zuguckertyp denn der Macher. ;-)

Aber ein bereits eine halbe Dekade unbegärtnertes Grundstück hat auch seinen Reiz. Da werde ich sicher mal die eine oder andere stimmungsvolle Aufnahme hier zum Besten geben. Für Leute, die in eckigen Steinwüsten leben müssen, ist das bestimmt mal interessant... nehme ich jedenfalls an.

Auch die Mühlen werde ich noch mal versuchen so einzufangen, dass die Überfrachtung der Landschaft erkennbar wird. Wir leben hier nämlich in einer Art Industriepark, denn die beackerten Felder haben mit "Natur" wenig zu tun. Das sind toxinverseuchte Großlabore, die einen unheimlichen Blutzoll in Fisch- und Vogelwelt einfordern. Hier gibt es keine Kiebize, Weihen, Blesshühner, Enten, Schwalben sowie diverse Singvögel mehr in Grundstücksnähe, was vor nur zehn Jahren gänzlich anders aussah. Da gab's das noch. Echt bitter, und die Touristen glauben mehrheitlich, dass sie "durch die Natur" spazieren, wenn sie hier Urlaub machen. Ziemlich durchgeknallt diese Aufstellung.

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