Donnerstag, 16. Juni 2016
Hast du noch oder bist du schon?
Mit dem Haben hab ich das ja schon länger nicht mehr und das ist auch gut so. Mit dem Sein ist's insgesamt ziemlich durch&verwachsen, aber es gibt immer wieder spannende Herausforderungen, bei denen etwas Glück als Helferlein gar nicht so verkehrt ist.

Als frisch gewordener booklooker möchte ich natürlich alle notwendigen Protokolle einhalten, um auch ein guter booklooker zu sein. Gar nicht so einfach. Wenn mein mail-Programm aus welchen Gründen auch immer weiße Buchstaben auf weißem Untergrund zeigt, halte ich das für eine leere mail. Keine Ahnung wieviele ich von den seltsamen Dingern bereits gelöscht habe, aber heute hatte ich endlich mal aus welchem Grunde auch immer die tolle Idee, eine solche "leere mail" mal komplett zu markieren. Ja, was soll man da sagen. Da waren sie ja tatsächlich die so sehnlichst erwarteten Zahlungsinformationen. Meine Güte, wie peinlich wäre das nur geworden, wenn ich nicht diese Idee mit dem Markieren gehabt hätte. Ich mag gar nicht dran denken.
Die Postbüdeljagd stand für heute auf dem Programm und verlief ergebnislos, jedenfalls was den Postbüdel betrifft. Ich war viel zu spät aus dem Haus gekommen, weil ich ziemlich matschig war heute morgen.
Deswegen fuhr ich zum Baumarkt, denn da hatte ich ihn zu einem so fortgeschrittenen Zeitpunkt mal getroffen. Zudem erhoffte ich, dort eventuell Details über seine Route zu erfahren.
Aber das lief anders als gedacht. Der Baumarkt hat bereits weitgehend leere Regale und von irgendwoher hörte ich eine Stimme sagen "...50%..." und klack, kam der switch vom Postbüdel-Hunter zum Schnäppchenjäger. Man muss ja flexibel sein heutzutage, sonst gilt man nix.
Da ich sowieso spekuliert hatte, für meine alte Sense nochmal zwei neue Holzgriffe zu besorgen, machte ich mich auf den Weg in die entsprechende Richtung. Nö, keine Sensengriffe mehr, dafür hing dort noch ein einsamer Sensenstreicher. Als begeistert Schicksalsgläubiger nahm ich die Einsamkeit des Streichers als Zeichen. 7€ wären mir ansonsten zu teuer gewesen, aber mit den 50% im Gepäck kalkuliert es sich ja gänzlich anders, also her mit dem Ding.
An der Kasse stand einer, den ich da noch nie gesehen hatte. Richtig freundlich guckte der nicht. Völlig unüblich eigentlich, die sind da sonst supernett. Der hier sah nicht so aus, als dass ich ihn gebeten hätte mir die Spänebriketts ins Auto zu laden, wie es ansonsten immer bereitwillig gemacht wird. Also keinen Brennstoff kaufen. Auf meine Frage nach den 50% gab es ein ebenfalls nicht richtig freundliches "bis 50%" als Antwort. Ich hielt meinen Streicher hoch "Und der hier?" "50"
"Dann nehme ich ihn." grinste ich ihn an. Nächste schwere Frage "Diese Gummischuhe, auch 50%?" Das wurde bejaht. "Darf ich die hier mal aus der Tüte nehmen zum Probieren?" Durfte ich und fühlte sich OK an das Reinsteigen zur Probe (Zuhause merkte ich, dass es mit dem Laufen leider überhaupt nicht klappt. Mist!) Und dann kam mir ne sensationelle Idee. "Habt ihr nicht auch Briefkästen?" Hatten sie, dritter Gang, 40% "Cool, das sind ja fast 50, hört sich gut an für mich." Meine Güte, fand der denn gar nix witzig? Nö, tat er nicht.
Die Briefkästen waren noch wohlsortiert und kosteten von 45 bis an die 200. Einen der Billigen habe ich dann genommen. Mein Vertrauen in mein gestern erstelltes Provisorium ist nicht so groß, als dass ich mir diese Chance hätte entgehen lassen wollen.
Meine geniale Haushaltshilfe wird sicherlich fähig sein, das Teil an die Wand zu dübeln. Schlagbohrer sind nicht mehr mein Werkzeug, und sie erzählte, dass ihr Dad sie auf selbst-ist-die-Frau getrimmt hat. Sie bevorratet eine umfangreiche Werkzeugauswahl und weiß diese zu verwenden. (Ne Kollegin von ihr ist ne Spezialistin für Schrauberei an alten Autos. Ziemlich toughe Braut, hui.)

Das mit der Post hatte ich im Kaufrausch völlig aus den Augen verloren, also mit der Frage nach der Route. Deswegen eierte ich so auf gut Glück durch die Landschaft. Man kann ja den einen oder anderen Kilometer einsehen, sodass mir ein Postbus eigentlich nicht entgehen sollte. Doch nix mit Postbüdel, weshalb ich die Gelegenheit beim Schopfe ergriff, einen alten Bekannten nach mehrjähriger Besuchspause doch mal zu besuchen. Er ist mein "Militärexperte", hat mal als Helfer bei den Schlapphüten gearbeitet und sieht Vieles echt anders als ich. Das haben wir in mühseligen Annäherungen geklärt... dachte ich, aber meine lange Abwesenheit hat seiner Weltsicht offenbar gar nicht gut getan.
Erst stellte er sich als der falsche Berater in Sachen Bloggen heraus und dann kam er wieder mit diesem Kalifatsscheiß und anderen antiislamischen Dummerhaftigkeiten. Puha, wenn echt schlaue Leute auf so einen Dünnpfiff anspringen, wird es meist schwer bis unmöglich, sie da wieder rauszuholen aus ihrem Denksumpf. Das läuft dann um der Stimmung Willen auf ein "agree to disagree" hinaus, was bei wirklich wichtigen Themen irgendwie unbefriedigend ist, wie ich finde.
Das mit dem Bloggen war dann schon lustiger, auch wenn wir da in unterschiedlichen Lagern hausen. Er hat mal vor Jahren ziemlich viel Energie in einen politischen Blog gesteckt, den er betrieb. Das wissend hielt ich ihn für die richtige Adresse, um mir mal diesen ganzen Krempel mit den referrern&co erläutern zu lassen. Das machte er dann auch, wobei ich dann feststellte, dass es für mich keine relevante Information ist, weil meine Intentionen gänzlich anders gelagert sind, als es die seinen waren.
Eigentlich dürfte das ja nicht problematisch sein, was es auch nicht war und irgendwie doch.
Als ich ihm sagte, dass ich kein Interesse daran hätte ein "berühmter Blogger" zu werden oder gar Kohle damit machen zu wollen, hat er das zwar zur Kenntnis genommen, aber anscheinend nicht richtig verarbeiten können. Er musste offenbar seinen gesamten Köcher leeren, sodass ich viele spannende Tipps&Tricks zum Ankurbeln meiner Leserzahlen bekam. Er war mal während seiner blogaktiven Zeit von einem Journalisten von der "Welt am Sonntag online" erwähnt und natürlich auch verlinkt worden, was seinen counter durch die Decke schießen ließ. Das fand ich schon beeindruckend aber eben nicht nachahmenswert. Agree to disagree so weit das Auge reicht.

Auf dem Weg zu ihm raus (Die wohnen da noch ein Stück einsamer als ich, aber hallo) kam ich an einem seltenen Anblick vorbei und zückte sofort die mitgeführte Cam



Drei Tierarten friedlich, wie es sich für friedliebende Tiere gehört, nebeneinander in "freier Wildbahn". Das sieht man so nicht häufig. Und? Alle drei erkannt? Ich helfe mal mit Gezoomtem etwas weiter:



Im Vordergrund die Ohrmarkenhalter wurden früher Kälber genannt. Die Babys der Kuh und die trinken Milch. In deutlich weniger als vierundzwanzig Monaten werden sie in einem Hamburger vorzufinden sein. Schön ausgemergelt in industriellem Maßstab. Zuvor werden sie, so hofft jedenfalls der sie besitzende Tierquäler, noch ca 15000 Liter Milch von einem Melkroboter entnommen kriegen. Die moderne Kuh gibt keine Milch mehr. Diese Milch wird dann als Fettarme (Ultrahocherhitzt), frische Vollmilch (Ultrahocherhitzt) oder auch fette Biomilch (Ultrahocherhitzt) beim Discounter zu erwerben sein.
Vielleicht gehören diese Kälbchen aber auch zu einem Bauern, der softcore-Milchviehhaltung betreibt. So einen soll es in der Ecke nämlich auch geben. Muß ich mich wohl noch mal schlau machen.
Zudem sind Schafe&Lämmer im Hintergrund zu sehen. Die zweite der drei angekündigten Spezies.



Ein Flock Stare, die dort irgendwas intensiv suchen. Vielleicht hat einer seine Aufenthaltserlaubnis verloren und die Anderen helfen ihm ganz solidarisch. Vielleicht gibt es jedoch genau dort ganz besonders viele Würmer. Ich habe es nicht überprüft.

Die nächsten Bilder, die das Landleben dem Städter näher bringen werden im Kommentarbereich zu finden sein.

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