Samstag, 14. Mai 2016
Auf- und Gegenwind
Ist schon ziemlich verrückt, was sich die letzte Zeit so bei mir ereignet. Viele der Sachen, die ich jahrelang nicht mehr gemacht habe, schütten sich geradezu über mir aus, was ich toll, interessant, spannend und sonstwas finde, aber leider wird's zuviel des Guten.
Dann kommt die "Selbstabschaltung" über mich. Aus einer Mittagsstunde wird plötzlich ne Schlafportion, die ich mir eher für die Nacht wünsche, aber was soll's. Ohne meine Grenzen mal zu überschreiten, kann ich sie nicht ermitteln. Sollte bloß kein Dauerzustand werden mit dem Grenzübertritt.

Da es mich seit einigen Jahren bereits nervt, dass ich nicht einmal einen wohnzimmergroßen Platz vor der Haustür habe, nutze ich meine (vermeintlich) überschüssigen Kräfte, um gegen vier Jahre Verwilderung anzukämpfen.


Hier hätte ich beispielsweise lieber gemähten Rasen anstelle der Balsaminen. Denn die werden zweieinhalb Meter hoch, und das sorgt für relative Verdunkelung in der Küche.


Neben der Liege wächst ein kleines Bäumchen, eine Hafer-Schlehe. Von denen stehen dahinter noch einige Dutzend, aber auch dort hätte ich lieber gemähten Rasen.
Bin mal gespannt, ob ich das bis zum Ende der Saison schaffen werde.


Der eigentliche Garten soll man so weiter machen wie die letzten Jahre. Um dort was zu bewegen, wäre schweres Gerät wie ne Motorsense mit Metallklinge erforderlich. Könnte ich nicht einmal bedienen, weshalb es sehr unwahrscheinlich ist, dass sich da mal was ändern wird.


Hier mein "Tulpenbeet". Da waren mal mehrere Dutzend drin vor über einem viertel Jahrhundert.
Die solitären Tulpen stammen von meiner Tochter, die mal ein wenig Gartenpflege betrieb. Da war da auch ein Kartoffelbeet. Jetzt sind noch ein paar lila Tulpen übrig, die ab&an mal die Köpfe zwangsweise verlieren, um die Zwiebelbildung zu forcieren. Hilft aber nicht richtig.


Zu den lange-nicht-gemacht-Geschichten zählt auch ein Spaziergang zur Brücke.
Von der Straße aus kann man nur wenig Blumen entdecken. Dafür sind die dann um so schicker :-)


Der kleine Marsch findet natürlich in Begleitung statt:



Mich macht das immer ein bischen nervös, wenn die Katzen auf der Straße rumlungern. Auch ohne mich begleiten sie den Hund gerne. Wenn ich ihn dann rufe, ist er zack bei mir, und die doofen Dachhasen stehen dann allein da rum. Nicht ungefährlich.

Von der Brücke aus gibt es dann schöne Aussichten. Hier gen Süden:

und hier Richtung Norden:


Richtig weit ist der Spaziergang natürlich nicht, aber wenn das diesen Sommer zur Durchschnittsform würde, dann sind Dankesgebete ans Schicksal fällig. Da gibt's mal nix :-)

Sone Straßenfront ist ja doch ne inspirierende Perspektive im Vergleich zum Blick aus der Stube.

Jetzt bläst aktuell ein echt strammer Wind von Nordwest und macht es richtig kalt. Nach dem ganzen blöden Ostwind finde ich das vollkommen OK. Schönes Wetter besteht nicht allein aus Sonnenschein, und Ostwind ist echter Mist, egal ob Sommers oder Winters.
Jetzt soll das man erstmal wieder ordentlich regnen, um den Trocknungseffekt der letzten Woche wieder auszugleichen.

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Samstag, 7. Mai 2016
Ein außergewöhnlicher Herrentag
Nicht nur wegen des Wetters ging es gestern gleich morgens auf die Überholspur des Lebens. Es bot sich auch die Gelegenheit zu einer klassischen "guten Tat", was mir nicht so wahnsinnig häufig passiert, weshalb ich mir immer nen Ast freu im Falle eines Falles.
Das kleine Söhnchen hat Geburtstag, weshalb ich ihr frei gab.
Da fiel mir wieder ein, dass ich als Einsteiger ins Pflegebusiness dafür sorgte, möglichst am ganzen Wochenende keinen Besuch aus der Richtung zu erhalten. Von sieben Besuchen pro Woche fühlte ich mich zu bedrängt damals. Das wurde auch gern angenommen. Freitags kamm schon immer die hoffnungsvolle Frage: "Und? Wie sieht's aus mit dem Wochenende." Irgendwann sah es standardmäßig schlecht aus, und mittlerweile fragt meine Pflegerin seltener als einmal im Quartal ganz vorsichtig an. Die letzten Male dachte ich mir dann am Tag ohne Besuch, dass sie auch nicht häufiger was vorhaben sollte. Das wäre nicht so toll. Mal abwarten wie das morgen laufen wird. In meiner aktuellen Hochform kann eigentlich nix schief gehen.

So saß ich in bester Stimmung mit nem Kaffee und nem geladenen Lungenbrötchen vorm HolyScreen und spekulierte, ob ich eher durch die blogs hier dödeln sollte oder lieber rausgehn. Frische Luft plus Sonnenschein wird ja allgemein hoch eingeschätzt. Als Kinder wurden wir da voll drauf konditioniert. "Was macht ihr denn hier drin? Die Sonne scheint. Der Regen ist vorbei. RAUS!" und dann mussten wir draußen spielen.
Gestern kam dieser Weckruf tausendmal freundlicher formuliert unvermutet durchs Telephon. Eine junge Dame, die schneller reden kann, als jeder Schnellredner aus dem Fernsehen, fragte, ob ich was vor hätte. "Öhh, aktuell trink ich Kaffee und schmök dazu... und das muss ich auf jeden Fall zu Ende bringen." "Wir sitzen hier bei H. am Lagerfeuer und T. will auch gleich kommen. Der holt dich dann ab." Wann ich das letzte Mal einen solchen Anruf erhielt, weiß ich nicht mehr genau. Aber ich weiß, dass ich sie so lange abschlägig beschieden habe, bis niemand mehr anrief. Das Vorspielen einer auch nur ansatzweise positivistischen Haltung war mir zu anstrengend geworden. "Klar geht's gut. Super, Alles im Griff..." dabei hätte es heißen müssen "Beschissen ist geprahlt. Seit unserem letzten Treffen haben sich folgen Verschlechterungen meines Zustands eingestellt..." und dann ne kürzere oder eher ne längere Liste. Den Mist will doch keiner hören. Dafür geht man eigentlich nicht zu einer lustigen Gesellschaft, um dann dort Verfallsprotokolle anhören zu müssen... find' ich jedenfalls.
Aber hier kannte ich die Kerntruppe, die mit dem "wir" gemeint war, als komplett desinteressiert an konventionellem Erfolgsstreben, weshalb da nicht mit unangenehmen Situationen zu rechnen war. Und außerdem passte ein Herrentagsevent gut zur meinem frühlingshaften Hochgefühl. Sei spontan! Mach was, Tunix! "das ist aber lieb, dass du anrufst. Ich will wohl gerne kommen, aber T. muss mich nicht abholen. Ich komme lieber selbst." "Aber das liegt doch genau auf dem Weg." und wenn mal was auf dem Weg liegt, dann die aktuelle Konstellation, aber dennoch "Du weißt doch, ich habe diese Macke mit dem stets offenen Fluchtweg. Ich muss jederzeit abdüsen können." "Ach ja, so geht's T. ja auch. Dann park' bloß die Einfahrt nicht zu." Wir sollten man den Gastgeber dichtparken, dann sei das kein Problem.

Also schlürfte ich meinen Kaffee weg, ließ den Hund noch mal pieseln und machte bei der Gelegenheit ein Bild von meinen neuen Nachbarn, die keine Einwände hatten, ins Internet gestellt zu werden. Persönlichkeitsrechte, wer braucht denn sowas?


Eine der beiden Kühe ist trächtig, weshalb da noch niedlicher Nachschub lauert.

Großes Hallo bei der Ankunft und sofort hagelt es Angebote, mich durch die knubbelige "Gartenlandschaft" zu geleiten, sollte es mir zu unwegsam sein. Wirklich krass das Gelände, doch bei Beleuchtung kein Problem. Ganz im Gegensatz zu meiner unlängst stattgefundenen abendlichen Geselligkeit, nach der ich im Stockdustern eine winzige Böschung herunter musste und dabei feststellte, dass ich auf dem Hinweg im Hellen, wohl eine extra zum Aufstieg geeignet Stelle gefunden hatte, und dass die gesamte Breite des Durchgangs aber leider nicht abstiegsgeeignet war. Das merkte ich auf der Hälfte der Strecke, wie blöde aber auch. Naja, letztendlich ging's gut, no risk no fun & Co.

Jetzt bei strahlendem Sonnenschein schwebte ich elegant wie Jebus über's Wasser, durfte mir den besten Platz aussuchen und bekam das üppigste Sitzkissen. Man gut, denn der Südwind hätte mich ansonsten deutlich früher vertrieben, als es dann tatsächlich der Fall war.
Die jungen Leute hatten reingefeiert und die Nacht am Lagerfeuer verbracht. Die leeren Bierkisten sowie die Färbung des Bong-Wassers legten Zeugnis ab, dass sie es ziemlich hild gehabt hatten. Mannshoch sei das Feuer gewesen. Es gab auch mehrere Aschegruben , an denen sich eine gewaltige Feuertätigkeit ablesen ließ.
Und wenn einer von den Jungs nicht gerade was erzählte, dann rollten schnell mal die Augen weg oder schlossen sich ganz :-)
Zwei von ihnen hatten zwischendurch noch Schweinescheiße geschoben, weil der Schweinehirte und Investornewbie halt losmusste. Und zu Zweit geht es nun einmal schneller.

Dann wurde auch noch gegrillt. "Willst ne Wurst?" "Ja, danke." auch wenn die Würste in der Verpackung auf mich keinen ansprechenden Eindruck machten. Die waren mit einem Speckstreifen(imitat?) umwickelt, sahen aber ganz gut aus auf dem Teller. Grillgutdesigner muss ein schrecklicher Beruf sein. Wenn die guten Ideen aufgebraucht sind, was macht man dann? Offenbar nimmt man dann die Schlechten, um irgendeinen output zu erzeugen.
Wenn man mit der Gabel in eine Wurst piekste, trat eine auf mich irgendwie eitrig wirkende Flüssigkeit aus. Sowas kam mal aus meinem einen Fuß, und damals geisterte sogar das hässliche Wort "Amputation" durch die Gesprächswelt. Den Kram hätte ich nie in Würsten vermutet.
"Noch ne Wurst?" "Öhhh, ne Danke, bin echt satt." "Aber du willst doch noch Lammlachs? Und Rumpsteak." "Oooch... ein klitzekleines Stück Lamm könnte noch passen." Mensch, das war lecker, alle Achtung. Und das halbe Rumpsteak, das mir ungefragt aufgetellert wurde, war ebenfalls geil, aber dann auch das echte Ende meines carnivoren Fassungsvermögens.
Als einzige Zutat ohne Fleisch, gab es Baguettes, diese geschlitzten mit irgendeinem Gewürzmischungfettspritzer drin. Vegetarismus ist nicht wohlgelitten in meinem hiesigen Umfeld. Vor drei Dekaden sagte ein ältere Kollege zu mir. "Wer im Sommer Grünzeug ist, bekommt im Winter Heu. Das ist nix für mich."

Mit meinem Freund T., der sich als Taoist bezeichnet, hatte ich die Alterspräsidentschaft inne, und wir genossen es total, dass sich das Jungvolk so umfassend und so liebevoll um uns kümmerte. T. ist ähnlich kümmerlich wie ich bloß anders halt. Er hat mir ein viertel Jahrhundert Erwerbsunfähigkeit voraus, was ich ziemlich bemerkenswert finde, denn dass er deswegen nicht durchgedreht ist, ringt mir Hochachtung ab.
Vor ein paar Jahren hatte er einen Schlaganfall, den er erstaunlich gut überstanden hat. Vor ca drei Jahren traf ich ihn mal (Wir sind beide seltenst unterwegs, was ein Zufallstreffen sehr unwahrscheinlich macht.) und da konnte man sich kaum mit ihm unterhalten, weil er extreme Wortfindungsstörungen hatte. Und da war der Schlaganfall auch schon mehrfach verjährt.
Zum Logopäden geht er immer noch, aber ob das noch lange nötig sein wird, wage ich zu bezweifeln.
Die ganze hardcore-Chemikalienmedizin hat er sich mit Meditation abgewöhnt. Seinem Arzt hat er davon gar nix erzählt. Erst als er ganz ab davon war, hat er sich geoutet, ansonsten hätte der Arzt vermutlich die weitere Behandlung verweigert. Und so konnte der Weißkittel staunen, dass es auch ohne Chemie ein Leben nach dem Schlaganfall geben kann.
Jetzt hat er sich ein Haus gekauft in meiner erweiterten Nachbarschaft (ca 3km), sodass wir uns jetzt alle paar Wochen mal treffen, meistens bei mir.
Warum so ein Klappergestell wie er einen Kredit für ne Immobilie erhält, ist mir schleierhaft. Er ist wie ich Armutsrentner. Sind die schon wieder so verzweifelt in den Kreditabteilungen unserer Geldinstitute?

Mir zuliebe wurden dann auch ein paar Tüten gedreht, da bekannt ist, dass ich Bongs doof finde... selbst wenn sie über technische Daten verfügen. Vierzehnvierer-Schliff und Schlitzperkulatoren liefern neuerdings Gesprächsstoff.
Ich fand Bongs schon doof, als es noch gar keine gab, sondern so poetische Namen wie "Der Engel" oder auch "Der Greif" trugen. Dieser Engel war aus Porzellan, hielt die Hände über den Kopf, als würde sie eine Schale tragen und hatte die Flügel so nach hinten, dass an den Flügelspitzen das Mundstück angebracht werden konnte. Die Schale barg den eigentlichen Kopf mit metallenem Rohr ins glücklicherweise nicht sichtbare Wasser. Ein Kickloch hatte das Ding dann auch noch.
Üblicherweise wird ein solcher Kopf mit so viel/wenig Mische gefüllt, dass er mit einmaligen anzünden auf einen Zug weggeraucht werden kann. Leute mit Stahlgonaden und Sportlerlunge häufeln sich da dann wahre Berge drauf, Normalos nehmen weniger. Und mir behagt weder das Eine noch das Andere, sondern ich verweigere die Einzug-Methode und nuckelte son Ding halt in zwei oder wenn nötig mehr Zügen durch. Was ich da schon für Reaktionen erlebte, echt witzig. Hippie-Koventionen dürfen so wenig ignoriert werden wie bei Spießers im Hauptquartier. Mittlerweile verweigere ich Bonganwendung generell. Soll schließlich Spaß bringen der Kram, und diese Gewaltkifferei törnt mich eher ab.

Dann kam plötzlich zu den Sportzigaretten noch die überraschende Frage: "Willst du mal nen Vierzigeuro-Whisky trinken?" "Hä?" Dann zeigten sie mir ne fast leere Flasche single malt. Sowas habe ich früher, als ich dem Trunk prinzipiell und inbrünstig gewogen war, mal in Form einer kleinen "Sammlung" zuhause gehabt. Die wurden selten angerührt und haben zumeist superlecker geschmeckt. Cognac und Brandys nahm ich auch, aber bei Cognac gab es selbst in den oberen Preisregionen ab&an mal Seifiges. Hat mich echt gewundert, dachte ich doch, dass diese Produktkategorie jedenfalls mit teurer=besser funktioniert. War wohl ein Irrtum.

Trotz zirrhotischer Leber siegte die Neugierde. Ein halbes Schnapsglas, als ne homöopathische Dosis, ließen mich mal wieder fühlen, wie es früher war. Aus weiter Ferne betrachtet mit dem Sponsoring im Mund hatte ich lauter lustige Erinnerungen an die Trinkerei. Normalerweise fällt mir eigentlich eher der ganze Müll ein, der da noch mit dranhängen kann.

Nach ca fünf Stunden ging ich dann zum mobilen Teil meiner Herrentour über. Mein Tabak würde nicht bis zum nächsten Tag reichen, weshalb da unbedingt noch Nachschub ran musste. Im Nachbardorf git es einen Geldautomaten und nen Kaufmann, also hin da hin.
Der Automat kennt ja keinen Feiertag aber der Kaufmann offensichtlich. Dann eben in die Metropole. Da würden Penny und mein Lieblingsvollsortimenter sicherlich geöffnet haben. Als Notnagel wäre wahrscheinlich noch ne Tanke in Reichweite. Aber Dank der Bäderregelung ist den Umsatzjunkies auch an Sonn- Und Feiertagen fünf Stunden Zugang zur Droge gewährt.

Mit einigen Einkäufen, viel Tabak und sogar zwei Kuchen vom Bäckerstand düste ich dann wieder nach Hause. So weit eine echt tolle Tour. Die Kuchen waren ne Enttäuschung. Das muss ich mir merken, dass das obere Ende der Preisskala auch hier kein Garant für Zufriedenheit darstellt.

Zuhause war ich dann noch so hippelig, dass ich es für nötig hielt, mich ein wenig mit einer Tasse Kaffee und nem aufgeladenen Lungenbrötchen auf einen Abklingstuhl zurückzuziehen und die Digicam zu schwenken.
Die folgende Riege an Bildern zeigt den Hof meines kleinen Paradieses.






Von dort bietet sich dann diese Ansichten:




Meine Güte, wenn ich an meine ersten Schritte als "Photograph" denke, dann sind die Digicams ein echter Bringer. Vierundzwanzig Schwarzweißbilder in eine seltsamen Kassette. Für den Apparat konnte man so Blitzwürfel besorgen, was jedoch niemals geschah. Mit den Filmen wurde schon so rumgehökert, dass es gar nicht richtig Spaß brachte. Veirundzwanzig Bilder sind sooo schnelle alle. Und weil ich mit dem Sucher überhaupt nicht klar kam irgendwie, hatte ich einen bös hohen Anteil an Natur- respektive Gartenbildern mit Ellenbogen oder abgeschnittenen Nachbarskindern. Da war ich ABC-Schütze und habe den Kram überhaupt nicht überblickt, zudem fand ich in meinen Altvorderen keine kompetente Unterstützung, außer halt der Finanzierung eines Films im Halbjahr.
Meiner Omi brauchte ich nicht mit Fragen hinsichtlich technischer Gerätschaften kommen. Und mein Opi half mir nur über die erste Hürde "Da musst du durchgucken und hier draufdrücken." Damit hat er mir seinen gesamten Kenntnisstand vermittelt. War doch nett von ihm :-)
Allerdings knipse ich bei Sonnenschein jetzt immer blind. Dieses Display ist nicht zu erkennen, wenn eine gewisse Helligkeit überschritten wird.

Von vorgestern (Himmelfahrt) war ich gestern dann so platt, dass ich nur beim Baumarkt vor Ort meine Brennstoffvorräte auffrischte und nicht noch das vorgestern vergessene Toastbrot nachlud, was wieder mit ner weiteren Tour verbunden gewesen wäre. Das sollte dann heute passieren.
Da kam schon wieder Besuch auf den Hof. Ich hatte den Jungs Kohle mitgegeben, da meine Sämereien alle überaltert waren, und sie sowieso nen Ausflug ins Bong-Paradies in der Queue hatten. Fünf Eu kostet ein Same. Völliger Wahnsinn, und dazu hat sich der Meistersammler unter den Bong-Freunden einen Kopf für sage&schreibe 110€ geholt.
Da kam dann der alte Mann in mir durch, und ich textete ihn schnell mal voll von wegen Familie gründen, vielleicht ein Haus und der ganze Schmonz. Ob er nicht lieber aus Selbstschutzgründen nen Sparvertrag abschließen wolle, dann bräuchte er, sofern die Richtige mal auftauchen sollte (sehr unwahrscheinlich, leider), nicht ganz von vorne Anfangen. "Jaa... hmmm... eigentlich hast du ja recht..."
Das ist das Ätzende beim wohnen in einer sterbenden Region. Die Jungen, die keinesfalls woanders hinwollen, die sitzen ziemlich blöde zu. Hier gibt's (traditionell?) zu wenig bis keine Mädchen. Mal sehen, wie das mittel- bis langfristig weitergeht.

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Dienstag, 3. Mai 2016
Unseren täglichen Faschismus gib uns heute
Diese unschön klingende Überschrift gründet sich auf eine hässliche Begebenheit, die letzten Herbst stattfand.

Der Schornsteinfeger kam zu seinem zweiten Besuch im Jahr. Eigentlich ja toll, weil die Jungs ja Glück bringen sollen, aber dieser hier war offenbar irgendwie verflucht oder sonstwie beeinträchtigt. Dieser "Routinebesuch" verlief und endete völlig jenseits aller Routine.

Aus den Medien und vom Schnacken war mir bekannt geworden, dass es neuerdings Öfen mit Abgaszertifikat geben solle. Mein Pflegerin hat auch so ein Teil und erzählte mir, dass diese jetzt Vorschrift seien.
OK, der Fachmann im Haus, passt ja super, dann man raus mit der spannenden Frage nach den Details dieser Innovation. Jooa, das sei nun so und bis 2020 bestünde Altanlagenschutz. Puh, neuer Ofen plus Austausch und Anpassung der direkten Umgebung habe ich aus dem Bauch heraus auf ca 3.000€ geschätzt. Das ist eine Summe, die man nicht aus einem h4-Budget herausspart, weswegen glücklicherweise die aktuelle Gesetzgebung vorsieht, dass die grundsichernde Behörde, also das ehemalige Sozialamt so etwas zu übernehmen hätte. Wie auch sonst?
So sage ich zum vermeintlichen Glücksbringer "Wow, 2020 ist Schluss mit dem da." und deute auf die Ofenecke "Das wird bestimmt nicht billig... naja, dann muss das Amt da halt einspringen."
Bis hier war ich noch völlig arglos, immerhin kommt der Bursche seit ner Dekade hier ins Haus und war bisher eigentlich ziemlich freundlich, allerdings mit bereits erkennbar abnehmender Tendenz. Das hatte ich zwar registriert, aber auf die Folgen der Deregulierungen in seiner Branche geschoben. Wird die Luft halt auch für Glücksbringer dünner. Nicht schön, aber so geht es ja den Meisten.
Na, da höre ich den jungen Mann Folgendes sagen "Also ich arbeite ja für mein Geld... steh' jeden Morgen um 4:45 auf." Ich schaue ihn iritiert an "Ähhh, willst du die Behinderten jetzt zur Arbeit schicken? Glaubst du, das hilft?" "Jeder kann was..." und zeigt auf mein Schlepptop. Ich bin ziemlich belämmert von der Wendung des "Routinebesuchs". Hoffentlich wird das nicht zur Routine.
"Hier... ähm... weißt du eigentlich von wievielen Ärzten man sich untersuchen lassen muss, bis Frührente, Pflegestufe und Betreuung als Ergebnis vorliegen? Bist du wirklich schlauer als die ganzen Doktoren?" "Jaa... mmm... man weiß natürlich nicht, wie die Einzelheiten aussehen, aber..." Mir schwoll der Kamm, muss ich sagen. Irgendwie wollte ich dem Bürschlein klar machen, dass er echt auf üblen Pfaden wandelt. "Also das finde ich wirklich verdammt demütigend, dass dir als Erstes die Drückebergererklärung einfällt. Sowas gehört sich nicht." Da gibt er ganz pfiffig zurück, er fände es demütigend, bei mir mit nem Grinsen auflaufen zu müssen und dafür kein Geld zu bekommen. Und rauscht dann ab. Gegrinst hat er schon länger nicht mehr, wie bereits erwähnt. Das mit der Kohle regelt meine Betreuerin. Ob da zahlungstechnisch irgendwas im Argen war, wusste ich nicht. Allerdings war das mal der gewesen vor mehreren Jahren, weshalb ich das eigentlich für erledigt hielt. Nur genau wissen konnte ich es nicht. So humpelte ich hinter ihm her, hatte er doch sämtliche Türen offen gelassen wohlwissend, dass dann vielleicht mein Köter n Abflug macht, und so rief ich ihm hinterher (in Anbetracht der Situation war ich unangemessen freundlich im Ton) "Hört sich das jetzt danach an, dass ich mir einen neuen Schornsteinfeger suchen muss?" Er bleibt langsam stehen, dreht sich um, guckt mich missmutig an und sagt nickend "Ja! Das ist ne gute Idee!" und latscht weiter zum Auto.
Ob er mir einen empfehlen könne, rief ich hinter im her und bekam tatsächlich ein paar Namen genannt. Halt alle aus der Umgebung.

Da war ich wirklich geplättet, wie sich Sozialdarwinismus so unverblümt im Leben der kleinen Leute manifestiert. Da habe ich lange dran gekaut und dann nach etlichen Wochen ml meine Betreuerin angerufen, und ihr davon erzählt. Sie hat sich auch ordentlich aufgeregt, denn die Zahlungsgeschichte war absolut im grünen Bereich. Ich sollte mir ruhig nen neuen Kaminkehrer suchen und gut.

Schornsteinfeger, gibt's da wohl was von Stiftung Warentest zu? Wie informiert man sich über das Konsumgut Kaminreinigung? Was für Kriterien sind da überhaupt relevant. Nach meinem Dafürhalten ist der Sympathiefaktor sehr sehr wichtig, denn ich unterhalte mich gern mit Besuchern, wobei der Anlass des Besuchs nahezu unerheblich ist. Anzugträger mit Aktentaschen haben es bei mir recht schwer. wenn sie es aber schaffen, von mir hereingebeten zu werden, ist das dann meistens auch OK, obwohl ich da auch schon ganz ganz widerlichen Typen Einlass gewährte und es zum Debakel kam.
OK, sympathisch möge er sein mein Neuer, und was noch? Weggucken sollte er können. Also kein Regel-Fetischist bitte, denn dann könnte ich hier schnell mit ner Zwangsräumung weggejagt werden. Eines der Damokles-Schwerter über meinem Haupt, das mir manchmal richtig Sorge bereitet. Wie gut, dass ich noch andere solcher Schwerter an möglicherweise noch dünneren Fäden habe. Das hilft dabei, sich nicht in einem Thema zu verbeißen ;-)

Dann habe ich etwas rumgefragt, um Erfahrungen mit den alternativen Anbietern des Kehrens&Messens zu hören. Das ging auch gut los. Aber wer viel Fragt, bekommt viele Antworten, weiß der Volksmund zu berichten. Da hatte ich dann mehrere Optionen, die sich auf die Aussagen von Leuten gründeten, denen ich vertraue. OK, so weit so gut, aber wen nehme ich jetzt? Die Entscheidung habe ich bis jetzt vertagt und muss feststellen, dass sich Zauderei auch manchmal auszahlt.
Gestern klopft es an der Haustür, und da steht ein mir unbekannter Schornsteinfeger. Ob er fegen könne, fragt er mich. Hmm, wo der wohl herkommt? Das Auto sieht mir unbekannt aus. Der Name darauf sagt mir auch nix, aber das will nicht viel heißen. Hier sind Namen wie Hansen, Petersen, Paulsen usw in Überzahl vorhanden, und mir fehlte der Ehrgeiz die Schornsteifegernamen auswendig zu lernen.
Also musste ich ihm als nächstes das Prozedere erklären, dass ich mit dem anderen ausgehandelt hatte.
Da mein Schornstein seine Luke in der Küche hat und der Kühlschrank davorsteht, muss dieser erst einmal beiseite gerückt werden. Das heißt, dass er oben abgeräumt, einmal um seine Fläche nach vorn gezogen und schließlich mit der Drehachse hintere rechte Ecke um 90° gedreht werden muss.
Wenn der Schornsteinfegerüberfall sich ereignete, wenn ich mich gerade mal wieder in irgendwelchen dunklen Entrückungen befand, dann brauche ich ne Zeit, um das zu erledigen. Das mit dem Abräumen schaffe ich mit Sicherheit. Die Rückerei muss manchmal der Feger selbst machen. Deswegen lief das immer so, dass ein Erstbesuch zum Triggern stattfand "Ich soll fegen. Ist ne halbe Stunde OK?" und dann hab' ich losgelegt, so weit ich konnte.
Manchmal kam er auch erst nach ner Stunde oder noch später, aber das war nie ein Problem, jedenfalls für mich nicht.
Nachdem ich das erklärt hatte, meinte Neue "Jo, super, dann bin ich in ner halben Stunde wieder da." Dann hab' ich den Kram geregelt, und nach deutlich mehr als dem verabredeten Zeitraum kam er dann schließlich. Diesmal war ich richtig ein bischen zappelig, weil ich mir das gar nicht erklären konnte. Teilen die sich die Kundschaft gegenseitig zu? Ist da doch kein freier Markt?
So fragte ich ihn denn, als er mit seinem Besen am Stochern war. "Wie komme ich eigentlich zu der Ehre deines Besuchs? Beim letzten Mal ist das ja ziemlich in die Büx gegangen, weshalb ich mir nen neuen Schornsteinfeger suchen sollte. So waren wir jedenfalls verblieben." "Ähh, also ich bin der Chef und wollte mal wieder selber auf Tour." deutet dabei mit ner Kopfbewegung auf sein Werkzeug. "Was ist denn passiert?" Da erzählte ich ihm das oben Stehende und machte ebenfalls unmissverständlich klar, dass sein Geselle hier nicht mehr auf den Hof kommen müsse.
Er war ziemlich von den Socken und beruhigte mich sofort hinsichtlich der Geldfrage "Also du zahlst doch... momentan bist du sogar im Plus." "Super, Guthaben ist besser als im Rückstand zu sein." Dann erklärte er mir die Modalitäten, die er mit meiner Betreuerin ausgehandelt hatte, wusste sogar noch ihren Namen. Nen Zehner pro Monat wandert auf sein Konto, sodass ich mal im Plus und manchmal auch etwas im Minus bin je nach dem, was anfällt.
Die soziale Entgleisung seines Gesellen konnte er sich nicht erklären "Also das verstehe ich gar nicht. Der ist sonst nicht so. Das ist gar nicht seine Art..."
Er müsse wohl eine besonders schlechte Tagesform gehabt haben, lautete seine Einschätzung.

Der Schnack mit den ganzen Erklärungen verlief in äußerst freundlicher Atmosphäre, sodass ich am Ende froh war, mein Schornsteinfegerproblem so geschmeidig gelöst zu wissen. Wir waren so einvernehmlich, als er dann wieder vom Hof düste, dass ich kurz danach Zweifel bekam hinsichtlich der von mir verhängten Verbannung gegen den Gesellen. Wäre es nicht dauerzickig, wenn ich darauf bestünde weiterhin? Vielleicht rufe ich den Meister noch mal an, um das richtig zu klären. Aber einfach abzuwarten, was ohne Intervention passiert, hat auch seinen Reiz. Allerdings wäre es mir unangenehm, wenn der Meister auf meinen Bann eingeht und deswegen organisatorisch nen Aufriss machen müsste. So wichtig finde ich die Diva in mir denn auch nicht :-)

Irgendwie wird sich das schon zurechtlaufen. Das sehe ich gelassen. Weniger gelassen sehe ich, dass der Geselle (egal ob aus Prinzip oder schlechter Form heraus) diese negative Art des Gönnens überhaupt betreibt. Er ist son iron-man, also wahnsinnshart gegen sich selbst. Man schließt ja üblicherweise von sich auf Andere, was bei den hardlinern offenbar dazu führt, ihre Selbstquälerei als gesundes Konzept für Andere einzuschätzen und wie hier geschehen, irgendwie zu missionieren.

Das geht mir so auf den Zappen, dass das Phänomen Zumutbarkeit gesamtgesellschaftlich so völlig vergeigt wird. zu viele Leute laufen herum und erwarten, dass die von ihnen "bewältigten Härten" jetzt als Fitness-Programm Verbreitung finden sollen. So ein Bockmist. Ein Klassiker in dieser Abteilung wird gerne im Zusammenhang mit dem Schlagen von Kindern vorgebracht "Ne Ohrfeige? Na und? Hab ich früher auch gekriegt und es hat mir nicht geschadet."
Die mediale Bearbeitung dieses generationenalten Problems führt leider leider zurück in die Vergangenheit. Die Renaissance der Schwarzen Pädagogik ist ne wirklich üble Geschichte. Wurde ich damals Mitte der 70er mit vierzehn Jahren bereits gesiezt in der Schule, wird heutzutage wieder geduzt bis zum Abi. Das kann doch nicht sinnvoll sein.
Wie soll da gelernt werden, sich anständig zu benehmen? Also durch ein gegenseitig respektvolles Miteinander ein setting zu schaffen, in dem die Würde zu gedeihen in der Lage ist.

Statt dessen werden aus organisatorisch bedingten Über/Unterstellungssituationen wieder von Autorität und Repression geprägte Verhältnisse. Dabei ist das noch nicht einmal umfassend überwunden gewesen, obwohl doch der Lehrling Azubi genannt werden musste. In den 80ern traf ich einen Schlosserlehrling bei mir im Dorf. Ich war frisch dorthin gezogen und kannte den Burschen, der da im Regen vor der Bank wartete noch nicht. Da ich auch Geld abheben wollte (der Kartenkram war noch weit entfernt, und Amexo nur für große Einkommen) winkte ich dem Jungen zu, er solle sich zu mir ins Auto setzen. Es war keineswegs selbstverständlich, dass er mein Angebot annahm. In einigen anderen Dörfern hätte ich das nicht einmal riskiert, weil es möglicherweise die Scheibenwischer oder die Antenne gekostet hätte. Es gibt hier einige sehr sehr fremdenfeindliche Orte "Du kommst nicht aus meinem Dorf! Verpiss dich!"

Der junge Mann erzählte mir dann, dass er Landmaschinenschlosser sei, und beim Thema Disco standen wir geschmacklich in völlig verschiedenen Lagern. Ich war Stammgast in der abgefahrensten Hippie-Disco ever, wo Langhaarige mit Tüchern zum Wedeln beim verrückten Tanz und Joints und so weiter das Hauptpublikum bildeten. Auch wurden da Sachen wie Mike Oldfield - Tubular Bells komplett durchgespielt oder Pink Floyd oder oder. Bei einigen Leuten hießen Trichtergänger (Die Disse hieß "Zum Trichter") "Rothaarige", was auch bitte mit besonders abfälligem Tonfall auszusprechen ist. Wohl wegen der Verbreitung des Haarfärbemittels Henna, oder aber weil wir vermeintlich alle Kommunisten waren. Das weiß keiner so genau :-)
Meine Wartegesellschaft ging allerdings in einen Laden namens Tannenhof. Den kannte ich zwar, weil die Tanzstunde manchmal dorthin verlegt wurde, aber als Disco war es für Hippies ne nogo-zone. Bauerndisco nannte man sowas. Die gab es in fast jedem Dorf, aber der Tannenhof war insofern speziell, weil er als Prügeldisco bekannt war. Wieso er denn ausgerechnet dahin ginge, wollte ich wissen.
"Der Alte schlägt dir auf die Fresse. Der Meister schlägt dir auf die Fresse. Und im Tannenhof da kann man mal so richtig Dampf ablassen." Dann erzählte er noch, dass extra aus Flensburg Leute zu diesem Zweck kämen und dass das Alles ne ziemliche Gaudi sei.
Als gewissensgeprüfter Pazifist hatte ich ne klare Einstellung zum Prügeln "Angst hab' ich nicht und laufen kann ich schnell." Aber mir gibt auch kein Alter oder ein Meister was auf's Maul. Den großen Unterschied begriff ich da. Das Gespräch und einige Vorfälle in meiner Dorfdisco und anderswo haben meine Einstellung zum Prügeln verändert. Es scheint sich auch als Kommunikationsform zu eignen. Wichtig ist allerdings, dass zwei sich treffen, die diese Sprache gerne sprechen wollen. Dann soll'n sie man. Übel wird's, wenn nur einer der Beteiligten die Ausdrucksform des Faustkampfes für angemessen hält.
Ätzenderweise hat sich der Zeitgeist darauf eingeschossen, gewalttätiges Verhalten zwar abzulehnen, aber gleichzeitig werden Strukturen erzeugt, die es geradezu heraufbeschwören, sodass wir uns wohl doch wieder als auch vom Faustrecht bestimmt einschätzen müssen.

Sollten wir die im Amerikanischen so beliebte Knastindustrie einführen wollen, dann ist die gewaltgenerierende Konfiguration, die wir haben, ne echte Wirtschaftsstimulation.
Und wir haben schon wahnsinnig viel Schwachsinniges bis Bösartiges eingeführt, weswegen ich mir begründete Sorgen mache.
Irgendwo in Deutschland (Hessen?) werden Privatknäste bereits gebaut, wenn sie nicht schon in Betrieb sind... zu Versuchszwecken... muss ja Alles evaluiert werden. Oder aber solchermaßen mit Profitgarantie behaftete Projekte können durchgewunken werden. Keine Ahnung, wer sowas entscheidet. Wir Souveräne jedenfalls nicht.

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Sonntag, 1. Mai 2016
Schlaf im Auge, weg damit!
Mit sehr lauter Musik (aktuell Gasoline - Snap Your Neck Back) wird die Nacht zum Tage... nur nicht so hell. Da hat sich doch wieder einmal der Tag-Nacht-Rhythmus meiner Schlaf... hmm, eigentlich müsste es mit "Störungen" weitergehen, aber mir gefällt das Wort nicht so richtig. Vielleicht trifft Schlafungewohntheiten besser, denn mit dem Phänomen Schlaf ist das ja sone Sache. Wird wohl nicht von ungefähr Kleiner Tod genannt.
....
Uuuuups, wenn man den Teufel nennt, kommt er gerennt. So sieht's wohl aus.
Schwadroniere ich hier lose, dass ich hellwach bin, da werde ich hinterrücks von IHNEN dösend "gesteuert" (Hilfe! Ist das ansteckend? Durch die Cloude?) und in einen Zustand, der zum Schreiben gänzlich untauglich ist, versetzt.
Also ist hier erstmal Sendeschluss :-)

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Samstag, 30. April 2016
Düt un dat ... mit Bildern

So sah es heute (gestern) morgen gegen 6°° aus, als ich aus dem Haus ging. Irgendwie ja richtig toll, weshalb ich die cam schnappte, dies Photo schoss und dann meinem Hund bis zur Auffahrt folgte, um von dort aus um die "Garage" herumzuknipsen. Wenn nur diese doofen Mühlen nicht jedes Panorama zu Einheitsbrei machen würden, dann hätte ich noch mehr Spaß an den Aussichten hier rundum.

Letzten Sonnabend war ich nicht nur zu Penny wie jede Woche, sondern ich bin auch noch auf Beschaffe gewesen, was keineswegs jede Woche passiert (Liegt aber nur an der ewig knappen Kohle), sondern als Teil meines aktuellen "Frühlingserwachens", das dieses Jahr hoffentlich nicht so von Abwärtsdrift beeinträchtigt ist, wie es die letzten Jahre ätzenderweise der Fall war.
Letztes Jahr hatte ich um diese Zeit einen HB-Wert von unter 7 und konnte kaum noch meinen Einkauf schaffen. Das Schmöken schmeckte auch nicht mehr, und das ist immer ein schlechtes Zeichen.
Na ja, das ist dies Jahr Alles deutlich besser. Hummeln im Mors hatte ich schon lange lange nicht mehr. So war ich denn halt mal "zum Vergnügen" unterwegs und kam auch gleich in den Sog "Willst du nicht mit zu C.? Wir wollen Musik machen... kannst auch jederzeit abdampfen." Und das war das Stichwort. Denn irgendwo zu sitzen, die Kräfte schwinden zu spüren aber aus Höflichkeit ne Durchhalteprobe bestehen zu müssen, war mir jahrelang Grund genug gewesen, abends das Haus überhaupt nicht zu verlassen... ist ja auch immer die billigste Lösung.
So fuhr ich mit zu C., den ich ebenfalls seit Jahren nicht gesehen geschweige denn besucht hatte. Dabei kennen wir uns schon fast ein halbes Jahrhundert und hatten viele lustige Sitzungen sowie sonstigen Spaß in der Zeit. Er freute sich dann auch über meinen Besuch, kommt er selbst auch nicht herum, da er ebenfalls keine Kohle und seit ein paar Jahren kein Auto hat. Er ist unter die Fahrradfahrer gegangen, was einen dann ziemlich ans Dorf fesselt. In seinem Dorf gibt es sogar mehrere Einkaufsmöglichkeiten, wohingegen mein Dorfkaufmann letztes Jahr seine Pforten schloss bzw wurde der Laden zum Getränkemarkt degradiert (umsatz- und kostenmäßig wohl eher hochgestuft), sodass ich jetzt in die Nachbardörfer ausweichen muss, wenn ich nicht in die Metropole will.

Bei C. trudelten noch ein paar Leute ein, bis wir letztendlich zu sechst dort saßen und n netten Schnack abhielten. Eigentlich sollte noch ein Drummer kommen, und dann wäre es wahrscheinlich recht laut geworden. Er kam aber nicht, weshalb es bei relativ leiser Gitarrenmusik blieb, und Gespräche noch machbar waren.
Der denkwürdigste Aspekt des Abends dürfte gewesen sein, dass ich zwei Leute kennen gelernt habe, was seit wirklich langer Zeit nicht mehr passiert ist. Mir fielen dann die wilden 70er und die verrückten 80er ein, als es irgendwie normal war, bei jedem mal Ausgehen mindestens einer bis dato unbekannten Person so nahe zu kommen, dass man sich danach dann bei Begegnungen grüßte, nen Schnack hielt und eventuell ne lange Pfeife rauchte.
Aber da waren wir auch viele Leute, so pro Jahrgang und davon mehrere, die Babyboomer halt.
Jetzt sind wir nicht mehr so viele, wir Babyboomer. Das ist ja tatsächlich gar nicht so einfach, steinalt zu werden. Als ich Anfang zwanzig war habe ich mal entsetzlich abfällig über irgendwelche Alten abgelästert, so richtig dumm&übel. Ein weiser Freund rief mich zur Ordnung und wies mich darauf hin, dass ja lange nicht jeder alt würde. Irgendwie scheine es ja doch ne Leistung zu sein, alt zu werden, auch wenn sich nicht konkret sagen ließe, worin "der Trick" denn nun bestünde. Das Ergebnis könne einem ruhig etwas Respekt abnötigen.
Da der weise Freund ein Hero von mir war, nahm ich mir den Hinweis sehr zu Herzen, was mir dann mittelfristig auch einen guten Draht zu älteren Semestern verschaffte. Und das wiederum brachte und bringt Informationen, die interessante Vergleichsmöglichkeiten mit den zeitgenössischen Entsprechungen eröffnen.
Wie wurden Häuser gebaut? Wie wurde Landwirtschaft betrieben? Was war wichtig und warum? Worüber wurde sich gefreut? All solche Sachen werden einem erzählt, wenn man auf nen Alten trifft, der genügend openminded ist, um sich Löcher in den Bauch fragen zu lassen.
Auf diese Weise habe ich einen ziemlichen Haufen an Döntjes erzählt bekommen, die es teilweise durchaus wert sind, hier im digitalen Wohnzimmer mal erzählt zu werden. Das ist eine meiner Motivationen, weshalb ich unter die Blogger gegangen bin.

Eine weitere ist die Bewältigung von bewusst erlebter Vereinsamung. So ist das also mit dem sturmfrei für immer, sonst kannte ich das nur aus dem Fernsehen. Immerhin ist das Phänomen ja nicht ganz neu. Dank hartz4 und den erbärmlich niedrigen Regelsätzen kümmert sich jedenfalls das Gesetz um eine Eskalation der Missstände. Ist doch super für ein System mit Gleicheitsgrundsatz :-)

Nun habe ich doch tatsächlich noch nach Mitternacht Besuch bekommen... von wegen Vereinsamung :-)
Ein Kumpel meines Jüngsten, der noch ab&an hier reinschaut, und mich manchmal als Fahrer in der Not anruft. Warum er nicht zum ersten Mal highend-breit zu mir raus torkelt, ist mir irgendwie ein Rätsel. Nach ein paar Stunden Schlaf-Yoga im Sessel zappelt er dann wieder ab. Naja, die Zigarettenlänge Schnack war ja ganz nett, ist schon OK so :-)
immerhin freue ich mich meistens wie ein Schneekönig, wenn ich ihn durch die Gegend kutschen darf. Meine nützlichen Momente, die mir viel bedeuten. Denn das ist ja noch son Alteisenproblem, diese verdammte Nutzlosigkeit, die -so jedenfalls mein Eindruck- weniger einen Tatbestand darstellt als eine Behauptung. Schafft man es, den Blick vom Geschäftsmodell eines Menschen wieder auf den Menschen selbst zu fokussieren, dann wird eigentlich schnell klar, dass mit den aktuellen Konstellationen kein Blumentopf zu gewinnen ist.

Die doofe allumfassende Effizienzoptimierung erschwert das Zusammenleben großflächig. Sparen heißt ja nicht mehr, dass man etwas, das über ist, für spätere Verwendung beiseite legt, sondern heute heißt Sparen, weniger Leben zu ermöglichen, um die daraus erwachsenden Kosten zu vermeiden.
Dummerweise kostet das Leben immer, hm... was macht man da nur?

Erstmal Augenschonung ;-)

PS: Im Kommentarbereich ist ein kleiner Gartenrundgang photographisch dargestellt. N' Haufen Gesabbel gibt's draufzu :-)

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