Dienstag, 14. Juni 2016
Mit Rödeldraht und Tüdelband komm ich durchs ganze Land
Wenn sich Pläne anders gestalten als geplant, stecken ja zumeist diese manchmal echt fiesen Imponderabilien dahinter, aber manchmal können sie auch segensreich sein.
Wegen meines anberaumten Besuchs in meiner Lieblingsbuchhandlung habe ich einen Preischeck gemacht. Gar nicht schlecht die Idee, denn eines der gesuchten Bücher war für nur 55€ im Angebot. Ich hatte es vor Jahren zwar bereits mal für preisbrecherische 40€ gesehen, aber damals hatte ich die Kohle nicht richtig über, sodass ich das Ganze letztendlich verzaudert habe.
Das sollte mir diesmal nicht passieren. Dafür war ich sogar bereit meinen Widerwillen gegen Registrierungen mit anschließendem account- und Mitgliedsgewixe spontan und temporär über Bord zu werfen. Jetzt bin ich stolzer booklooker. Klingt doch gar nicht mal so schlecht, wie ich finde :-)

Bei Amazon war das Ding für 96€ im Angebot. Die übliche Dimension, die mir bisher einfach zuviel war, zumal das Teil damals original 120DEM kostete, also deutlich über Erscheinungspreis gehandelt wird.
Da ich davon ausgehen muss, dass der lokale Buchhändler mir das Ding für 55 besorgen aber für 100 verkaufen würde, ist die Selbstbestellung dann als einziger Ausweg übrig geblieben.
Die anderen beiden Teile der Trilogie habe ich dann noch für bummelig 15€ dazu bestellen können, sodass der ganze Hinkel zwanzig Tacken weniger kosten wird, als es das eine bei amazon getan hätte.

Weiterhin prickelnd an der Angelegenheit ist der Umstand, dass ich jetzt die ersten Überweisungen meines bewegten Lebens tätigen werde, bei denen nicht mehr Bankleitzahl und Kontonummer relevant sind sondern diese IBAN-Scheiße. Das wird spannend. Hoffentlich kriege ich das hin, denn ich mache kein home-banking. Da meine Betreuerin auch Fernzugriff auf mein Konto hat, habe ich mir überlegt, dass es sehr ungünstig ist, wenn ich ebenfalls auf diesem Wege Geldbewegungen veranlasse. Es muss ja nur mal irgendeine Störung auftreten und dann wird gar nicht erst diskutiert, wer denn der Versemmler ist. Die professionell integre Betreuerin oder der privat verrückte Betreute?
Das bedeutet in diesem Falle, dass ich -ohne funktionstüchtigen Drucker lebend- die Bankdaten handschriftlich fehlerfrei bis zum Kontoserviceautomaten der Bank schaffen muss, um sie dort dann fehlerfrei einzugeben. Der doofe Automat lässt dich nur stehend bedienen und wendet sich von der Schriftgröße her auch an den Rest der Eingangshalle, in der er steht. Superdoof gelöst. Naja, dafür haben sie an der Eingangstür ein glänzendes Messingschild, auf dem die Barrierefreiheit des Hauses gelobt und mit einem Preis versehen ist. Dann kann ja nix mehr schief gehen.

Doch dieser spontane Bestellwahn hat mich ebenfalls in den Zugzwang gebracht, mir einen Briefkasten zu verschaffen, da ich ansonsten als Annahmeverweiger keines der zu erwartenden Päckchen je zu Gesicht bekäme.
Woher bekommt man auf die Schnelle einen Briefkasten? Richtig, der Titel deutet es bereits an, durch geschwindes Basteln mit eigener eingeschränkter Hand. Das Ergebnis meines kreativen Anfalls ist auf folgendem Photo zu bewundern:



Der Eimer mit Deckel enthielt mal Meisenknödel. Keine Ahnung, wie ich an so ein Teil komme, denn das kleine singende gefiederte Volk wird selbstverständlich von mir nicht gefüttert. Wenn mein Garten nicht ausreicht, die über den Winter zu bringen, dann Pech gehabt. Natural selection & Co lassen grüßen. Außerdem wäre das auch indirektes Katzenfüttern, fein aber gemein.

Das Klebeband ist genauso wie die Farbe nicht wasserresistent, wodurch mein Elaborat zu einem kurzfristigen Provisorium wird. Angeblich hält ja nichts länger als ein Provisorium, aber Ausnahmen bestätigen bekanntermaßen Regeln.

Was sich jetzt allerdings deutlich schwieriger gestaltet als erahnt, ist die Bekanntmachung meiner Statusänderung bei den richtigen Leuten.
Weder Post noch DHL oder ähnliche Firmennamen spucken eine Nummer aus, die in der oder um die lokale Metropole Bedeutung haben könnten. Gar keine Nummer.
Erst als ich nach diesen Poststellen, die in Läden integriert sind, suche kommen jedenfalls Firmenamen, aber konsequent -für ein Telefonbuch.de sogar erstaunlich konsequent- gibt es keine Nummern zum Anrufen. Wie blöd ist das denn nur?
Über den Namen einer der Postannahmestellen gibt's dann doch ne Nummer, was jedoch nur teilweise weiterhilft. Innerhalb des Ladens werde ich durchgestellt zur anwesenden Spezialistin, die wie alle zuvor Gefragten keinerlei Ahnung hat, von wo die Postboten denn ihre Touren starten. Aus dem Märchenwald, dem Nirvana oder ein Wurmloch? Keiner weiß es. Wir scherzten etwas über die absurde Situation, und dann sagte sie mir zu, sie würde dem heute noch eintreffenden Postabholer mein Problem schildern. Möglicherweise könnte er das dann an die richtige Stelle, halt meinen Postbüdel, weiterleiten.
Da ich natürlich nicht weiß, ob das auch funktioniert, muss ich mich wohl morgen mal auf die Lauer legen und im Zweifelsfall das Dorfgebiet großzügig durchstreifen. Postbüdel-Hunter, das wollte ich schon immer mal versuchen :-)
Für den Postbüdel wird da deutlich Mehrarbeit anfallen. Früher stand der Briefkasten an einen Pfahl geschraubt unten an der Straße. Da ich allerdings die fünfzig Meter für unerwünschte Werbung nie zurückgelegt habe, wurde aus dem Briefkasten eine Schneckenfütterungsstelle. Die egal ob mit oder ohne Haus mögen Papier und sind dabei geduldiger als selbiges. Ob Werbung, Rechnung oder Amtsschreiben, die finden alles lecker.
Nun muss der Postbüdel hoch zum Haus, was dann ca dreißig bis vierzig Meter pro Tour für ihn bedeutet. Wenn nicht gerade außerordentliche Trockenheit herrscht, ist meine Auffahrt schwer begehbar. Ziemlich rutschig der Kram. Die Vom Pflegedienst haben sich Alle schon mal lang gemacht im Matsch, hihi. Das ist nicht etwas Gehässigkeit, die mich da kichern lässt, sondern die Verwunderung darüber, dass keiner über den rasen geht, da der sowohl bei Nässe als auch starkem Frost den sichersten Tritt gewährt. Sage ich denen auch immer, aber... tja, aber... ich schnalls nicht und erklären tut's auch keiner.

Das mit meinen beiden Noldes nervte mich doch etwas. Deswegen habe ich mal versucht, mit nem Handfeger Abhilfe zu schaffen. Beim einen Bild hat das auch ganz gut geklappt. An das andere komme ich leider nicht richtig ran. Die Cam zeigt es genau, aber egal, sowas kann doch die Kultur nicht erschüttern oder?





Warnung, Obacht! Die hier gezeigten Abbildungen sind schon alt (4 -5 Dekaden) und verblichen. Es sind fast schon Falschfarbendarstellungen, wie mir der Vergleich mit einer druckfrischen Postkarte mal aufzeigte.

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Die Meisenknödelkannister sind wunderbar. Wir benutzen sie für Abfall im Zelt und im Wohnwagen (klein aber fein mit Deckel).

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Der Deckel ist das Zauberding daran. :-)
Hält Geruch drinnen und Schnecken draußen. Die Nobel-Preis-Vergabe hierfür habe ich vermutlich nur verpasst.
Ohne diese überlegene Technik wäre son Eimer höchstens noch für einen der Fünf Ozeanischen Strudel geeignet.

btw: Den Postbüdel habe ich heute als erfolgreicher Lauerjäger gestellt. Er wusste allerdings bereits Alles, da ich zuvor sicherheitshalber noch beim Getränkemarkt im Dorf vorgesprochen hatte. Dort wurde mir Hilfestellung zugesagt.
Klasse, Ende gut Alles gut :-)

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